Den Satz „Draußen schmeckt es am besten.“ hat wohl jeder schon mal gehört – und es ist was wahres dran, oder!? Aktivitäten an der frischen Luft regen nicht nur den Appetit an, sondern lassen die Geschmacksknospen unserer Zunge auch Aromen intensiver wahrnehmen – das Essen schmeckt viel besser!
Das Essen im Freien geht natürlich bis zu den Anfangszeiten der menschlichen Geschichte zurück. Aber woher kommt eigentlich der Begriff „Picknick“? Was ist die Geschichte des Picknicks und woher kommt unsere Leidenschaft für das Feiern mit Essen im Freien? In diesem Artikel möchte ich eine kleine Zusammenfassung geben:
Geschichte des Picknicks: Die Anfänge des Picknicks
Die Ursprünge des Picknicks reichen bis ins Mittelalter zurück, denn wie auch sonst sollten Reisende abseits von Gastwirtschaften eine Stärkung einnehmen? In der Landwirtschaft war es üblich, dass sich die Landarbeiter:innen in der Pause zusammensetzen und gemeinsam aßen. Bei Jagden der feinen Gesellschaft wurden Essenspausen eingelegt, um miteinander Speis und Trank einzunehmen. Französische Adlige entdeckten das Essen im Freien wieder und das gemeinsame Schmausen hielt Einzug in die gehobene Gesellschaft der Barockzeit. (1)
Wortherkunft: Woher das Wort „Picknick“ kommt, ist ein wenig ein Rätsel. Man nimmt an, dass Wort „Picknick“ von dem französischen Wort „pique-nique“ abgeleitet wurde. Die Bedeutung war der heutigen sehr ähnlich – piquer steht für „aufpicken“ und nique für „Kleinigkeit“. Man geht davon aus, dass das Konzept unseres geliebten Picknicks eine Mahlzeit beinhaltete, zu der jeder etwas beisteuerte, obwohl das bei Picknicks heutzutage nicht immer der Fall ist. (1)
Die Entwicklung des Picknicks
Picknicks begannen sich im 18. Jahrhundert weiterzuentwickeln. Als beliebter Zeitvertreib der Aristokratie in Frankreich wurden Picknicks als reine Innenangelegenheiten zu Hause oder in gemieteten Räumen abgehalten und standen damit im Kontrast zu den kunstvollen französischen Fêtes Champêtres (Form eines kunstvollen Gartenfestes am Hof von Versailles) der damaligen Zeit. In der Regel musste jeder Besucher einen Betrag in Form eins Mitbringsels leisten, dies konnte entweder ein Getränk, ein Gericht oder ein monetärer Beitrag sein. Bei größeren Zusammenkünften wurde auch musiziert oder getanzt, so dass „Picknick“ zum Synonym für einen Ball oder ein Fest werden konnte.
Alle änderte sich allerdings mit der Französische Revolution (1789-1799). Aus Furcht um ihr Leben flüchteten die meisten aristokratischen Picknicker von Frankreich ins Ausland. Einige gingen nach Österreich, andere nach Preußen und sogar nach Amerika, aber die Mehrheit entschied sich für Großbritannien. Sie ließen sich vor allem in London nieder, wo es ihnen oft an Geld mangelt. Die sog. „Pic Nic Society“, rund 200 Liebhaber der französischen Lebensarte, die sich Ende 1801 gründete, zelebrierten eine besonders extravagante Art des Picknicks. Diese fanden weiterhin eher in geschlossenen Räumen statt, waren teils sehr ausufernd, feuchtfröhlich und enthielten meistens einen Anteil an Unterhaltung, wie z.B. amateurhafte Theateraufführungen oder Gesang. Zwar hatten diese unterhaltsamen „Indoor-Picknicks“ nicht mehr so viel mit den Picknicks aus der Barockzeit gemein, dennoch musste jeder Teilnehmer eine Speise und eine Menge Wein beisteuern. Wir würden diese Art der Veranstaltung heute wohl eher als Party bezeichnen.
Köstlichkeiten wurden im Verlauf der Zeit speziell für diese Form des Picknicks kreiert, wie beispielsweise das berühmte schottische Ei, dessen Erfindung vom Londoner Lebensmittel und Feinkostgeschäft „Fortnum & Mason“ für sich beansprucht wird und bis heute als ein Picknickklassiker speziell in Großbritannien gilt.(3)
Erst später wurde das Picknick von der aufstrebenden englischen Mittelschicht des viktorianischen Zeitalters aufgegriffen und ins Freie verlegt. Was diese Änderung verursachte, scheint bis heute nicht ganz klar zu sein. Das Picknick entwickelte sich zu einer Mahlzeit in der Natur, zu der die Menschen von einem Gastgeber eingeladen wurden. Diese Picknicks waren dabei nicht mehr mit Musik und Tanz verbunden und wurden sowohl vornehmer als auch dank der Idealisierung des Landlebens unschuldiger. Die Natur war eine viel schickere Kulisse und wesentlich idyllischer und romantischer.(2)
Im Laufe der Zeit zelebrierte sogar Königin Victoria und der viktorianische Adel ihre Leidenschaft für das Picknicken in der Natur und erhoben das Picknick im späteren Verlauf zu einer englischen Tradition für die gesamte Bevölkerung. Im 19. Jahrhundert kam der Picknickkorb, der sowohl das Essen als auch eine Decke und das benötigte Geschirr und Besteck enthielt, auf. Natürlich gehörte auch der für Großbritannien so wichtige Tee dazu, so dass vor der Erfindung der Thermoskanne sehr häufig ein tragbares Kochgerät zum Einsatz kam.(1)
Es dauerte nicht lange, bis sich in der sommerlichen Zeit alles um das Picknick drehte. Aber nicht nur in Großbritannien wurde gepicknickt. Diese Form, das Essen im Freien einzunehmen, verbreitete sich über die gesamte Welt. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts setzte sich das Picknick im Freien gegenüber dem Indoor-Picknick schlussendlich durch.
Das moderne Picknick
Die Ära der Supermärkte und der abgepackten, fertigen Speisen hat dem klassischen Picknick vielleicht seinen viktorianischen Glanz genommen, aber ein Hauch von Picknickspirit der alten Zeit kommt immer wieder auf die Picknickdecke. Neben den britischen Picknickklassikern wie Räucherlachs-Sandwiches, Gurken-Sandwiches und Victoria-Biskuit kommen heute speziell in Deutschland leckere Speisen aus aller Welt wie Oliven, Salami, Käse, Hummus, Baguettes und so manche Salatvariation auf die Picknickdecke. Gerade im Sommer gehören damals wie heute aber Erdbeeren, sowie ein Gläschen Sekt einfach dazu.
Doch egal, in welcher Epoche man sich befindet, man kann sich immer darauf verlassen, dass es ein Element der Unvorhersehbarkeit gibt. So hat jeder sicher schon damit zu kämpfen gehabt, dass Sand in seinen Sandwiches knirschte, Papierservietten im Wind wehten oder Insekten hinter dem süßen Obst hinterher waren. Trotz alledem wird ein Picknick auch weiterhin jedes Jahr Menschen zusammenbringen, um einen schönen Tag in der Natur mit gutem Essen zu verbringen.
Quellen:
(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Picknick
(2) https://www.historytoday.com/archive/historians-cookbook/history-picnic
(3) https://www.fortnumandmason.com/
Titelbild: © British Library – unsplash.com
Vielen Dank für diese informativen sowie inspirierenden Anregungen.
Hier habe ich wirklich gute Ideen gefunden und Lust auf die Vorbereitungen bekommen. Jetzt freue ich mich auf unser kleines Picknick in einem historischen Garten. Grüße aus Ostfriesland von Filippa